Wir alle sind mit den Empfehlungen „mehr Obst und Gemüse und weniger Fleisch zu essen“ vertraut. Wie es scheint, gehen nun immer mehr Menschen diesen Ratschlägen nach, doch auf absoluter Ebene. Frei nach dem „Alles oder Nichts“ Prinzip entscheiden sich immer mehr Menschen vegan zu leben. Was steckt hinter dem Hype? Dieses Thema widmet sich den gesundheitlichen und ernährungsphysiologischen Aspekten.
Studentenblogger als Gastblogger
Es stimmt- eine vegane Ernährungsweise ist stark im Kommen, es scheint fast so als ob man heutzutage nicht mehr an diesem Thema vorbeikommen würde. Diesmal nimmt Diätologie-Studentin Birgit dieses Thema genauer unter die Lupe. Unter der Rubrik Studentenblog findet ihr alle Artikel der StudentInnen.
Trend vegane Ernährung
In Supermärkten und Restaurants gleichermaßen nimmt die Anzahl an veganen Alternativen stetig zu. Von Eis über Burger und Würstchen bis zum Käse – das vegane Sortiment wartet auf und lässt keine Wünsche offen. Der Trend spiegelt sich jedoch nicht nur in der Industrie und Wirtschaft wider, auch an Bevölkerungsbefragungen zum Ernährungsverhalten zeichnet sich dieser Wandel ab.
Laut einer aktuellen Umfrage ernähren sich rund 6 Prozent der ÖsterreicherInnen vegetarisch oder vegan. Im Vergleich zum Jahr 2005 waren lag diese Zahl noch bei 2,5%. Es mögen viele Gründe für eine pflanzlichere Ernährungsweise sprechen. So werden Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit, Moral und Ethik häufig als leitende Argumente für eine vegane Lebensweise genannt.
Was bedeutet eigentlich vegan?
Veganismus ist eine Lebens und Ernährungsweise welche die Verwendung von tierischen Produkten, sowie die Ausbeutung von Tieren ablehnt. Im Kontext Ernährung bedeutet dies nicht nur das Weglassen von Fleisch und Fisch. Zusätzlich werden Eier, Milch und Milchprodukte sowie Honig vom Speiseplan gestrichen. Somit fällt ein großer Teil der üblichen Nahrungsmittelgruppen weg. Dadurch stellt sich eine wichtige Frage: Kann eine rein pflanzliche Ernährung bedarfsdeckend sein?
Bedarfsdeckung bei pflanzlicher Kost
Wie bereits erwähnt entfallen bei ausschließlich pflanzlicher Ernährung große Teile der üblichen Lebensmittelgruppen. Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte sind Quellen wichtiger Nährstoffe. Die Frage ist nun ob sich diese Vitamine und Mineralstoffe in bedarfsdeckenden Mengen durch rein pflanzliche Ernährung zuführen lassen. Ein klares nein gibt es vorweg für einen Nährstoff.
Vitamin B12
Das Vitamin B12 oder auch weniger bekannt unter dem Namen Cobalamin, lässt sich alimentär nur über tierische Lebensmittel zuführen. Im eigentlichen handelt es sich bei diesem Vitamin um ein Bakterium, welches sich in der Natur etwa in der Bodenerde findet. Ebenso wird es im Verdauungstrakt von Wiederkäuern gebildet. Kühe sind dazu in der Lage das selbst gebildete Vitamin effektiv zu nützen. Anderen Nutztieren, wie etwa Schweinen wird dieses Vitamin über angereichertes Futter supplementiert.
Vitamin D
Vitamin D kann durch Nahrung alleine nicht bedarfsdeckend zugeführt werden. Bei veganer sowie bei omnivorer Kost sind wir auf die körpereigene Produktion der Haut angewiesen. Diese Produktion wird durch die Sonnenbestrahlung ausgelöst. Daher ist es wichtig, sich täglich etwa 20-30 Minuten der Sonne auszusetzen. In den Wintermonaten kann man bei Bedarf bzw. nach ärztlicher Abklärung und einer Blutabnahme ein zusätzliches Präparat verwenden.
Mineralstoffe
Daneben werden noch weitere Nährstoffe als „kritisch“ eingestuft. Hierzu zählen Eisen, Zink, Jod, Selen, bestimmte Fettsäuren (Omega 3 (EPA/DHA) und Kalzium. Diese Nährstoffe sind jedoch ebenso in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, somit kann der Bedarf durch ausgewählte und abwechslungsreiche vegane Kost gedeckt werden. Eisen ist in den verschiedenen Lebensmittel in unterschiedlicher Form vorhanden ist. Eisen im Fleisch oder Fisch kommt als zweiwertiges (Häm-Eisen) vor und ist Bestandteil des Blutfarbstoffs. Es hat eine viel höhere Bioverfügbarkeit, das bedeutet, es wird besser aufgenommen. Pflanzliches Eisen (Nicht-Häm-Eisen) liegt immer in dreiwertiger Form vor und kann dadurch schlechter resorbiert werden. Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht über diese Nährstoffe und gute Bezugsquellen bei pflanzlicher Kost.
Nährstoff | Bedarfsdeckung möglich durch .. |
Eisen | Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Kartoffel, Samen und Nüsse, dunkelgrünes Blattgemüse, |
Zink | Hülsenfrüchte, Vollkorngetreide, Nüsse und Samen |
Jod | Jodiertes Speisesalz, Meeresalgen |
Selen | Paranüsse |
Omega 3 Fettsäuren | Nüsse, Samen, Algenöl |
Kalzium | getrocknete Feigen, Tofu, Sesam, Mandeln, Tahin, Gemüse (besonders Ca-reich: Kohl, Brokkoli, Chinakohl), Haselnüsse, angereicherte Sojamilch und kalziumreiche Mineralwässer (>150mg/L); |
Vitamin E | Sonnenblumenkerne, Leinsamen, pflanzliche Öle; |
Prävention ernährungsmitbedingter Krankheiten
Dieses Thema finde ich persönlich besonders spannend und für die Zukunft und Entwicklung der Medizin sehr vielversprechend. Denn viele Studien und Untersuchungen weisen darauf hin, dass durch pflanzliche Kost das Risiko für „Zivilisationskrankheiten“ gesenkt werden könne. Eine auf vollwertigen Nahrungsmitteln basierende pflanzliche Kost beinhaltet kein Cholesterin und tendenziell wenig gesättigtes Fett. Erhöhte Cholesterinwerte werden als der ausschlaggebende Risikofaktor für Arteriosklerose und den daraus resultierenden Herz-Kreislauferkrankungen angesehen. Weitere Nährstoffbestandteile von Obst und Co., wie etwa Antioxidantien oder sekundäre Pflanzenstoffe scheinen ebenso gesündheitsstärkende Eigenschaften aufzuweisen.
Fazit
Der wichtigste Grundsatz beim Thema (veganer) Ernährung: Vielfalt und Abwechslung! Denn um gut versorgt mit allen Nährstoffen zu sein, sollte man sich so abwechslungsreich wie möglich ernähren und für kritische Nährstoffe auf den regelmäßigen Verzehr ausgewählter Nahrungsmittel achten. Es ist wichtig, sich bestens mit dem Thema auseinanderzusetzen und regelmäßige Blutkontrollen durchführen zu lassen, um einem Mangel ehest entgegenwirken zu können. Man muss oder sollte sich nicht strikt pflanzlich ernähren, jedoch ist eine Ernährung ,welche bewusst auf pflanzlichen Lebensmitteln basiert und von tierischen Produkten ergänzt wird, der beste und nachhaltigste Schritt den man für seine eigene Gesundheit, den „Klimaschutz“ und ebenso auch für das Tierwohl machen kann.
Über die Autorin
Birgit Bäuchler ist 25 Jahre alt und studiert im 5. Semester Diätologie an der Fachhochschule in St. Pölten, wo sie auch geboren ist und lebt. Besonders spannend am Thema der Diätologie ist für sie, der Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit/ Krankheit. Sie freut sich, nach Abschluss ihres Studiums in diesem vielversprechenden Arbeitsfeld tätig zu werden.
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Literaturnachweis
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